Über einer flirrenden Wüste steigt ein
Feuerball auf.
Tentakel aus Glut streichen über den Boden, die
verkrüppelten Bäumchen, stacheligen Sträucher
und die noch schlafenden Tiere und pinseln ihr Licht über die vergehende
Nacht.
Ein Klumpen krustiger Erde, so groß wie
ein Tennisball, gerät in Bewegung. Von allein, dabei zerbröselnd,
bis eine winzige Hand durch die Außenhülle stößt.
Zur Faust geballt.
Durch die Geräusche des Morgens kann man eine
heroische Melodie aus allen Richtungen vernehmen, die mit dem seichten Wind ab-
oder zunimmt.
Sie verklingt, als die Kruste des Erdklumpens endgültig
zerstoßen ist und ihr ein Kugelschreiber-großer Superheld
entstiegen ist. Mit rotem Umhang, grüner Maske, gelben Handschuhen und türkis-blauen
Stiefeln, die bis übers Knie reichen. Ein kunterbunter
Mini-Super-Spider-X-Men!
Er schaut wortlos umher, die Hand gegen die Sonne gerichtet, legt
sich dann auf die Erde und lässt sich bescheinen.
Kleineres und größeres Getier meidet seine Nähe,
macht einen großen Bogen um das seltsam starr daliegende Etwas, von dem ein Brummen und Knurren, ein Klacken und Summen
ausgeht. Als würde eine außerirdische Batterie mit Energie
geladen.
Man kann es schließlich mit bloßem Auge verfolgen:
Er wächst. Und wächst. Und wächst. Er dehnt sich
aus, multipliziert und verzehnfacht sich immer schneller, bis…
… er an die Kanten eines Kästchens stößt,
das dieses ganze Szenario großzügig umrahmt.
Der ehemalige Mini- nun Maxi-Super-Spider-X-Men tastet den ihn
einengenden Rahmen systematisch und nach allen Seiten ab. Souverän
und taktil, trotz der misslichen Lage.
An einer bestimmten Stelle über seinem Kopf
setzt er gekonnt den Handballen an, übt ein wenig Druck aus und durchbricht
mit einem deutlichen Kracks! die Barriere.
Die Maxi-Faust stößt aus dem entstandenen Loch, wie die
Mini-Faust eben noch aus dem Erdklumpen.
Dann erhebt sich der gewachsene Superheld aus seinem einstigen
Hintergrund und klettert ins darüber liegende Kästchen, als hätte
er nie etwas anderes getan.
Nur der riesige Radiergummi macht einem möglichen Neuanfang
ein jähes Ende. Mit drei, vier energischen Wischern verschwindet
ein Superheld, als hätte er nicht gerade eben erst das
Licht der Welt erblickt - und sie verlassen, um eine neue zu entdecken.
Über den blassen, verwischten Schemen, die gerade noch der
potentielle Held einer ganzen Generation hätten sein können,
gleitet ein dickes Stück Kohle, um die rudimentären
Züge eines Monsters zu skizzieren.
Auch dieses wird wieder getilgt, bevor man seine Seele erkennen
kann.
Mit der Frequenz von zügellosen Gedanken entstehen und
verschwinden Bilder.
Am Ende landet ein nicht mehr brauchbares Blatt Papier im Müll.
Und mit ihm sterben tausend Ideen.
Man muss nichts über Comics wissen. Aber man kann.
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AntwortenLöschenLG MP
p.s. schöner Artikel