Prolog: Diese Geschichte ist genau so passiert. Ich habe nicht
jeden einzelnen Wortlaut mehr explizit präsent (obwohl ich
sonst eigentlich - ganz Profi - meistens aufschreibe!), denn dieses Gespräch
hat mich wirklich kalt erwischt. Den Bezug zur WURST hab ich allerdings konstruiert. Denn ich stelle ihn gleich zum Anfang her:
Es ist nämlich WURST, für wie klug /
gebildet / schlau man sich hält und was man zu wissen glaubt – Kinder wissen mehr! Das ist nix erklärbares, sondern höchstens
etwas, das man fühlt, wenn man sich darauf einlässt.
Ich lasse mich darauf ein und lerne durch und über mein Kind diese
Welt noch mal ganz anders kennen – jeden Tag! Was für ein Geschenk!!!
Kind und Papa sitzen am Tisch und spielen die 20. Runde Mau-Mau.
Kind zockt Papa tierisch ab, der die schlechte Laune bereits kaum noch unterdrücken
kann und ziemlich schnippisch auf die Scherze reagiert, die er Kind selber
beigebracht hat.
Es steht 18 : 2 für Kind. Bei 20 soll Schluss sein.
Kind: Sei doch nich traurig, Paps, es ist heut eben nich dein
Tag.
Papa: Ick hab ditt Jefühl, is nich mein Leben, watt dein
Spielglück anjeht. Außerdem gloob ick sowieso, dass du
schummelst.
Kind: Stimmt aber nich!
Papa: Na, wie soll n ditt sonst möglich sein, dass du
mich - den Karten-King - so krass besiegst?
Kind: Ich spiel eben besser! Oder du spielst eben blöd!
Papa: Janz schön frech, Rotzlöffel!
Kind grient in sich rein.
Papa: Watt grienst n so?
Kind: Mir ist grad nur was Lustiges eingefallen!
Papa: Aha!
Kind: Willste wissen?
Papa: Pfff…
Kind: Ich sags dir!
Papa: Pfff…
Kind: Ist lustig.
Papa: Na loooooos!
Kind: Der Papa der hat laut geschrien, denn er muss 8 Karten
ziehen!
Papa: …
Kind: War doch lustig, oder?
Papa: Ja, war lustig. Können wir jetz weiter zocken? Ick will
dich noch einholen.
Kind wird plötzlich
ganz verträumt.
Papa: Watt is n nu?
Kind: Mir is noch was eingefallen!
Papa: Lass mich raten, so was wie: Der Papa kiekt voll irritiert,
weil er in Mau-Mau verliert?
Kind: Nee, ich hab mir vorgestellt, wie es wäre,
wenn die ganze Welt nur ein Film ist.
Papa: Hä?
Kind: Naja, es is doch verrückt. Wir können
alles mit unseren Augen sehen, die ganze Welt, so wie wir auch Filme gucken.
Und ich frag mich eben, ob das alles vielleicht auch nur ein Film ist, diese
ganze Welt, und wir spielen wie die Schauspieler in den Filmen und können
alles machen, weil es eben nicht echt is. Oder weil man keine Angst hat, denn
man kann ja nicht sterben, oder die Monster zum Beispiel, die gibt es gar nich
wirklich und am Ende ist man nicht tot, sondern geht nach Hause und hat sogar
Geld verdient, oder was gelernt zum Beispiel. Voll krass ... Darum gewinn ich
vielleicht auch grade, weil ich mir denke, dass wär doch cool, wenn
ich gewinnen würde ... und dann kommen die guten Karten. Einfach so. Weißt
du was ich meine?
Papa glotzt einfach nur.
Kind: Ich kann das, Paps. Ich kann die Welt so sehen. Und sie
guckt sozusagen zurück und sieht mich und wir sehen uns
und alles ist wie es ist. Wir sind Kumpels und ich bin genauso wichtig wie die
Welt, weil ich eben ein Teil davon bin. Das ist nicht leicht zu verstehen, oder
ich kann es nicht anders erklären, aber es ist wirklich so.
Papa glotzt voll blöd und ist nun gar nicht mehr genervt, sondern einfach nur
fasziniert. Er kommt nicht mal dazu, sein Notizbuch hervor zu holen. Da ist
dieses hohle Gefühl
in ihm, das doch alles ausfüllt…
Papa: Das sind ganz schön viele und ganz schön
krasse Gedanken auf einmal für n Fünfjährigen.
Kind: Da hat doch mein Alter nix mit zu tun, Paps, ich glaub
manchmal sogar, die Erwachsenen werden immer blinder wenn sie älter
werden.
Papa: Boah, manno, du haust mich echt um, Hase! Ich meine … wie
kommst du denn nur immer auf sowas?
Kind: Ich überlege.
Papa: Ähm… okay…
Kind wendet sich wieder den Karten zu. Fast wirkt es, als wäre ihm etwas peinlich.
Kind: So und jetzt lass mal weiter spielen, ich will doch noch
schnell zu Ende fertig machen und dann ins Bett! Okay?
Papa komplett konsterniert.
Papa: Okay.
Ich bin jetzt auch ganz baff. Stark!
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